Planet Hasenbergl

Planet Hasenbergl
Lichtblicke in der Münchner Bronx

 Dokumentarfilm, 84 Minuten
Ein Film von Claus Strigel

Civis Preis der ARD-MedienPreis der ARD

siehe auch HINSCHAUN WO's WEH TUT
Das Leben von Susanne Korbmacher


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Knapp vor der Trabantensiedlung "Hasenbergl" endet das eine und beginnt das andere München. Die ehemalige Straßenbahn-Trasse ist von stacheligem Gestrüpp überwuchert, die stillgelegte Endhaltestelle zu einem verwaisten Spielplatz umfunktioniert. Die U-Bahn macht einen Kilometer vor dem Siedlungszentrum einen scharfen Knick, als würde sie sich nicht bis in den Norden der Siedlung wagen.

Hier müssen auf engstem Raum Menschen unterschiedlichster - teils verfeindeter - Nationen wie Griechen, Türken, Kosovo-Albaner, Sinti und Deutsche das Zusammenleben üben. Eine explosive Mischung, besonders auf dem Schulhof, als Schmelztiegel des sozialen Brennpunktes Hasenbergl.

"Tiefer fallen geht nicht", sagt der Schuldirektor des Förderzentrums München Nord. 60 Prozent der Grundschüler hier im Norden des Stadtteils benötigen sozial- oder sonderpädagogische Hilfe. Im Förderzentrum werden die aufgenommen, die in der Regelschule keinerlei Chance haben. Ob lernbehindert, verhaltensgestört, gewaltbereit, milieugeschädigt, misshandelt, entwurzelt oder einfach der deutschen Sprache nicht mächtig: Die Förderschule ist eine der Endstationen schlimmer Schicksale - und überraschend doch der Ausgangspunkt für eine Wende in vielen, der steil nach unten vorgezeichneten Lebenskarrieren der Kinder und Jugendlichen.

"Ich bin eben jemand, der eher in den Schatten hinein schaut, und versuche ein bisschen Licht hinein zu bringen" sagt Susanne Korbmacher-Schulz, Sonderschullehrerin am Förderzentrum.

Täglich mit der Not und der Wut der Kinder konfrontiert, hat sie einen ganzen Strauß von Initiativen ins Leben gerufen, der den Kindern und Jugendlichen ihren Selbstwert entdecken hilft. Und sie hat gegen die allgegenwärtige Armut eine neue Währung eingeführt: Den Lichttaler. Die Geschäfte laufen bestens: Die unter dem Dach des Kinder- und Jugendzentrums "DER CLUB" angesiedelte Bank verwaltet stetig steigende Mengen der Talent-Währung: Denn die Kinder entdecken mit dem neuen Währungssystem, dass sie nicht nur jede Menge Wünsche haben, sondern auch Fähigkeiten, die andere brauchen. Der Lichttaler ist die Währung in diesem wachsenden Netz von Geben und Nehmen.

In fast bedrohlicher Rastlosigkeit kurbelt Susanne Korbmacher Rap-Gruppen, BreakDance-Kurse, Theater-/ Musikaufführungen, und andere Lichttaler-Projekte an, nervt Sponsoren, sammelt Sachspenden, informiert die Presse, und knüpft Kontakte zwischen allen Ebenen.

Und sie wird täglich belohnt, wenn auch hier die Währung virtuell ist: Das Leuchten in den Augen ihrer Klienten. Wenn bislang verstummte Kinder im Singen, Tanzen oder Theaterspielen ihren Spaß am Leben entdecken, wenn ehemals straffällige Jugendliche penibel die Lichttaler-Bankgeschäfte betreuen oder jüngeren BreakDance-Unterricht erteilen, um sich selbst die ersehnte Studio-Aufnahme einer Rap-CD verdienen.

Wenn ich will, wenn ich will,
dass passiert, was ich träum',
muss ich tun, was ich will,
weil ich sonst nur was versäum'.

So der Refrain, den sie mit der neuen Rap-Gruppe LEONALTO einübt. Dies scheint nicht nur das Motto für ihre eigene Arbeit zu sein, sondern auch das, was sie den Kindern als neuen kant'schen Imperativ auf den Weg gibt. Und die Kinder fahren drauf ab, entdecken Freude, Fähigkeiten, Notwendigkeiten und Verantwortung.

Natürlich gibt es auch jede Menge dramatische Rückschläge: Jugendliche bocken, Projekte stocken, Sponsoren zaudern. Doch Susanne Korbmacher bleibt am Ball. Mit geradezu titanischen Kräften und einer Engelsgeduld nimmt sie die abgerissenen Fäden wieder auf.

Und so entwachsen ihrer Vision von einer Ghetto-University Chancen für benachteiligte Jugendliche, von denen weniger benachteiligte nur träumen können: Fast alle Haupt- und Nebenrollen des Spielfilms "Ghettokids" wurden mit jungen Teilnehmern des Lichttaler-Projektes besetzt, die RAP-Gruppe "Leonalto" debütiert mit ihrer ersten CD, incl. eines hochprofessionellen Videoclips.

Notwendige Highlights in der Münchner Bronx.

Die "Ghettokids" Toni, Onur, Lenci und Alex, die mit Frau Korbmacher die zentralen Figuren dieses Dokumentarfilms sind, spielen übrigens auch wichtige Haupt- und Nebenrollen in dem Spielfilm "Ghettokids" von Christian Wagner (27.11. 2002 / ARD). "Ghettokids", "Planet Hasenbergl" und der Viedoclip "SchlagzeilenLife" von LEONALTO sind in kürze auch zusammen auf einer DVD erhältlich. "Planet Hasenbergl" gibts bei DENKmal-Film als DVD.

Link zu Claus Strigel und der -Film Produktion