Hier sind wir!
Sinti und Romakinder proben den Auf... tritt.
Zigeunerstueck
Applaus!

"Holt die Wäsche von der Leine, die Zigeuner kommen!"

Das war für den Sinto Alex Adler der provozierende Arbeitstitel für ein Theaterprojekt mit Sinti- und Roma-Kindern, das er als "Kulturmittler" leitet.
Am Anfang stand nur ein kühner Plan: Sinti und Roma-Kindern eine Bühne geben.
Dass diese Bühne schließlich in den Münchner Kammerspielen gefunden wurde, hätte niemand zu träumen gewagt.
Der Film erzählt in knappen 30 Minuten von der 8-monatigen Abenteuerreise, deren Ausgang bis zum Tag der Premiere in den Kammerspielen völlig offen war. Manche der Kinder sahen dort zum ersten mal ein Theater von Innen - und das gleich aus Bühnenperspektive.


"Kunst gewordene Gefahrensuche"
so umschreibt der renommierte Theater-Regisseur Andreas Wolf seine Impro-Arbeit mit den jungen Sinti und Roma.
Und tatsächlich kam nach einem gemeinsamen Besuch der KZ-Gedenkstätte Dachau ein unerwarteter Prozess in Gang:

Was die Kinder dort erfahren mussten, ist ein bislang unbekannter Skandal: Im internationalen Mahnmal wurden die Farben für "Homosexuelle"," Verbrecher" und "Asoziale" bewusst ausgelassen. Unter den Asozialen (schwarzer Winkel) wurden im KZ Dachau die Sinti und Roma eingruppiert.
"Aber wir sind doch keine Asozialen!?"stellt die 9-jährige Sintiza Lorena fest.
Dass der Morde an Sinti und Roma im Internationalen Mahnmal nicht gedacht wird, hat die Kinder nachhaltig verletzt und der weiteren Improarbeit eine völlig neue Tiefe gegeben. Plötzlich war ein Bewusstsein für die eigene Identität und ein neues Selbstbewusstsein erwacht. HIER SIND WIR! heisst das Stück nun, das nach der Premiere auf bundesweite Tournee geht.

Für Alex Adler schließt sich der Kreis: "Als Jugendlicher stand ich mit einem Bein im Knast, mit dem anderen im Grab." Die Theater- und Tanzprojekte von Susanne Korbmacher ("Ghettokids"*) haben ihn vor beidem bewahrt. Sein großes Ziel war immer, diese Erfahrung weiterzugeben.
KULTUR MACHT STARK, dieser Slogan bewahrheitet sich in diesem Film wie im Zeitraffereffekt.

 

 

* PLANET HASENBERGL (2003) über die Ghettokids mit Alexander Adler wurde mit dem CIVIS Preis für Integration ausgezeichnet.